Über den eigenen Tod und den Bestattungswunsch rechtzeitig sprechen

Kategorie: Niedersachsen Veröffentlicht: Sonntag, 20. März 2011

In einem kostenlos verteilten Anzeigenblättchen, mit dem regelmäßig unser und meiner Nachbarn Briefkästen verstopft werden, wurde kürzlich eine Anzeige veröffentlicht, wo unter der dramatischen Fragestellung: „Mutti, wo bist du?“, ein Verein für Bestattungskultur gegen anonyme Bestattungen polemisierte.

Die anonyme Beerdigung ist die kostengünstigste Bestattungsform. Sie wird dann durchgeführt, wenn der Verstorbene diese ausdrücklich für sich festgelegt hat, die bestattungspflichtigen Angehörigen eine „normale“ Beerdigung mit Abschiedsfeier und allem was dazu gehört nicht bezahlen können oder wollen oder wenn die Bestattung, mangels zahlungspflichtiger Verwandter und Vermögen, durch die Kommune bestritten werden muss. Kirchenvertreter, Betreiber privater oder kirchlicher, Bestattungsunternehmer und das Steinmetzhandwerk sind die Gegner anonymer Bestattungen. An diesen ist für diese nichts oder nicht genug zuverdienen. Bei der Kirche spielen zusätzlich ideologische Gründe eine Rolle. Ohne Trauerfeier entfällt die Möglichkeit der Missionierung. Aus gleichem Grund wehren sich diese auch gegen die Aufhebung des Bestattungszwangs.  Diese Lobby steht sicherlich auch hinter dem die Zeitungsanzeigende zahlenden Verein für Bestattungskultur.

Jeder Mensch sollte sich rechtzeitig mit seiner Endlichkeit und seinen Wünschen für seine eigene Bestattung auseinandersetzen, diese in einer Verfügung schriftlich fixieren, möglichst sogar schon einen Bestattungsvorsorgevertrag mit einem Beerdigungsinstitut abschließen,  und seine Wünsche und Vorstellungen mit seinen Angehörigen besprechen. Dann können eventuelle Vorbehalte und Ängste dieser im Vorfeld geklärt werden.

Im eigenen Umfeld habe ich erfahren, mit welchen Schwierigkeiten man als Hinterbliebener konfrontiert werden kann, wenn der Wunsch nach einer anonymen Bestattung erst nach Eintritt des Todes bekannt wird. Die hinterbliebene Ehefrau hat den Wunsch nach anonymer Beisetzung befolgt, kann aber bei ihrer Trauerbewältigung nur schwer mit dieser Situation umgehen. Sie bräuchte dafür eigentlich ein Grab mit Stein. Andere Menschen brauchen dies nicht. Deswegen erscheint es mir notwendig, dass die eigenen Wünsche mit den Angehörigen besprochen werden. Das dies überwiegend nicht geschieht, hängt mit der allgemeinen Tabuisierung dieses Themas zusammen. Man möchte die Angehörigen nicht mit einer so „unangenehmen Sache“ belasten.

Diese Ängstlichkeit ist zumeist beiderseitig. Als Altenpfleger habe ich die Erfahrung gemacht, dass die älteren Menschen über ihren Tod meist sehr verklausuliert sprechen. Spiegelt man ihnen dann das, was man verstanden hat mit klaren Worten, sind diese in der Regel sehr erleichtert und dankbar, offene Gespräche über das Lebensende und die Wünsche für die Bestattung keine Hürde mehr.

Cornelius Kaal