Gedenken an den Jahrestag der Machtübertragung an Hitler

Kategorie: Hamburg Veröffentlicht: Dienstag, 05. Februar 2013

Ehrenhain auf dem Friedhof OhlsdorfAm 30. Januar 2013 jährte sich zum 80. Mal die Machtübertragung an Adolf Hitler. Für das Kuratorium »Gedenkstätte Ernst Thälmann« e. V. und Bündnispartner war dies der Anlass, am Ehrenhain (Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg) an die vielen Menschen zu erinnern, die ihren Widerstand gegen das faschistische Regime mit dem Leben bezahlen mussten. Zu diesem Gedenken am 30. Januar lädt das Kuratorium schon seit mehreren Jahren ein.

Der extremen Wetterlage war es wohl geschuldet, dass in diesem Jahr weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmer als in den Vorjahren an der Veranstaltung teilnahmen. Bei strömendem Regen begrüßte der Vorsitzende des Kuratoriums, Hein Pfohlmann, die Anwesenden. In seiner Rede stellte er den Ehrenhain vor und würdigte die dort beigesetzten Antifaschistinnen und Antifaschisten, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus verloren haben.



Nach Pfohlmann sprach Georg Chodinski für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Hamburg. Er erinnerte mit ergreifenden Worten unter anderem an den Hamburger Lehrer Rudolf Klug, der 1943 von den Nazis zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.

Abschließend sprach für den Deutschen Freidenker-Verband Angelika Scheer. Sie stellte an den Anfang ihrer Ausführungen die Worte Kurt Tucholskys:

»Kaufen was einem die Kartelle vorwerfen;
Lesen, was einem die Zensoren erlauben;
Glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten,
Beinkleider werden zur Zeit mittelweit getragen,
Freiheit gar nicht.«

Außerdem zitierte sie den Satz von Peter Hacks: »Die große Lüge der Medien ist: Diese Welt kann nicht verändert werden.«
                   
Dazu erläuterte Angelika Scheer in ihrer Ansprache aus: »Das sind zwei Texte die dem jetzt gedruckten Dokument – Aufgaben der Aufklärung: „Richtigstellung der Begriffe“ des Verbandstages des Deutschen Freidenker-Verbandes im Juni 2012 in Nürnberg vorangestellt sind.« Dann las sie einen kurzen Abschnitt aus dem Kapitel »Kampf um Kultur« des Dokuments und verwies auf die weiteren Abschnitte »Internationalismus«, »Menschenrechte«, »Völkerrecht und Frieden«, »Rechtsstaat und Demokratie«, »Freiheit, Gleichheit, Solidarität«, »Zivilgesellschaft« sowie »Geschichte, Erbe und Wahrheit«.

Angelika Scheer unterstrich: »Es geht in allen Kapiteln eben um Aufklärung und um das Wirken für ein Morgen ohne Kriege. Darum ist es auch für uns Freidenker eine Verpflichtung, warnend an den Faschismus zu erinnern und wie am heutigen Tag der vielen Opfer zu gedenken und alle Kraft für ein friedliches Morgen einzusetzen.«

Abschließend rezitierte sie ein Gedicht, das Erich Kästner unter dem Titel »Phantasie von Übermorgen« verfasst hatte:

Und als der nächste Krieg begann,
da sagten die Frauen: Nein!
Und schlossen Bruder, Sohn und Mann
Fest in der Wohnung ein.
Dann zogen sie vor des Hauptmanns Haus
Und hielten Stöcke in der Hand
Und holten die Kerle heraus.
Sie legten jeden übers Knie,
der diesen Krieg befahl:
die Herren der Bank und Industrie,
den Minister und General.
Da brach so mancher Stock entzwei.
Und manches Großmaul schwieg.
In allen Ländern gab’s Geschrei,
und nirgends gab es Krieg.
Die Frauen gingen dann wieder nach Haus,
zum Bruder, Sohn und Mann,
und sagten ihnen, der Krieg sei aus!
Die Männer starrten zum Fenster hinaus
Und sahen die Frauen nicht an...