Das Hexenmuseum in Penzlin

Kategorie: Mecklenburg-Vorpommern Veröffentlicht: Mittwoch, 08. August 2007
Vor dem Hexenmuseum Penzlin
Vor dem Hexenmuseum Penzlin
Sehenswert, informativ, anschaulich, einmalig  - solcherart  geäußerten Eindrücke über das Hexenmuseum in Penzlin veranlasste uns zu einem Besuch. Nur 30 km von Neustrelitz entfernt, zwischen Neubrandenburg und Waren gelegen, ist Penzlin ein kleines, 2500 Einwohner zählendes Ackerbürgerstädtchen slawischen Ursprungs, eingebettet in einer Idylle von Hügeln, Wäldern, Seen und weiten Feldern. So klein wie das Städtchen auch ist, so hat es eine interessante Historie, unter anderem eine Burg , die weder Türmchen noch Zinnen hat. Sie ist schlicht und massiv, stammt aus dem 13.Jahrhundert und gehörte über 500 Jahre dem Rittergeschlecht von Maltzahns. Die in der Burg erhaltenen frühneuzeitlichen unterirdischen Hexenverliese führten zur Entscheidung, in der „Alten Burg“ ein Hexenmuseum einzurichten. Nach umfangreichen Rekonstruktionsarbeiten der „Alten Burg“ wurde es 1994 eröffnet.



Aber nicht nur das Hexenmuseum ist ein Besuchermagnet, sondern auch die in der Burg befindliche spätmittelalterliche Schwarzküche mit einem 12 m hohen Rauchfang. Durch ihre besondere Atmosphäre wird sie gerne für kleinere Feiern mit Speisen und Umtrunk genutzt. Ebenso beliebt für Lesungen, Konzerte oder auch Eheschließungen ist der Rittersaal, in dem noch Reste einer dekorativen Deckenbemalung aus dem 19. Jahrhundert zu betrachten sind.

Die Besichtigung des Hexenmuseums beginnt mit der im oberen Stockwerk der Burg ausgestellten umfangreichen Dokumentation der Hexenprozesse in Mecklenburg. Im Gegensatz zu den meisten anderen norddeutschen und protestantischen Territorien gehörte Mecklenburg zu den Kernbereichen der europäischen Hexenverfolgung. Bei annähernd 200.000 Einwohnern Mecklenburgs wurden zwischen 1560 und 1700 nachweislich fast 4000 Hexenprozesse geführt. (1706 war der letzte) Sie alle standen unter scheinjuristischer Diktion von Kirche und landesherrlichen Machtträgern. In der Hälfte aller Prozesse wurde das Todesurteil ausgesprochen. Eine weiter schwere Strafe war die des Landesverweises. Das bedeutete für die Betroffenen und deren Familie den Entzug ihres gesamten Hab und Gutes, ihrer Lebensgrundlage.

Die namentliche Dokumentation macht deutlich, dass ganze Familien (Männer, Frauen und Kinder) der Hexerei beschuldigt und ausgerottet wurden. Ein Höhepunkt erlebte die Verfolgung um 1600, besonders mit dem Pestjahr 1604.

Einblicke in die Prozessakten , wie z B. der Penzliner Bürgerin Benigna Schultzen, geben Auskunft, welchen Folterungen Menschen ausgesetzt wurden, so dass sie letztlich die unglaublichsten Dinge gestanden.

Informationen über Auswüchse des Hexenwahns, über abergläubische Verhaltensregeln und der Magie erinnern an die Zählebigkeit von Aberglaube, denn viele der aufgeführten Obskuritäten reichen bis in unsere heutige Zeit wie z. B. das „Bepüstern“, die Wahrsagerei, Sterndeutung, Teufelsaustreibung u. ä.

Folter im Zeichen des Kreuzes
Folter im Zeichen des Kreuzes
Beachtenswert sind auch die Räume des Museums mit der Thematik „Hexen im Spiegel der Kunst (16.-19. Jhdt.)“ und „Ernst Barlach und das Hexenwesen“. Im letzteren zieht die von Barlach geschaffene ausdrucksstarke Figur  „Die gefesselte Hexe“ den Blick auf sich.

Ein besonderer Teil des Museums ist der Hexenkeller mit den Verliesen, die 7 m tief unter der Burghoffläche liegen. In den finsteren, kühlen Gelassen werden Folter-   und Marterwerkzeuge gezeigt, wie den Block, die Daumen-und Beinschrauben, das Streckbrett oder der Folterstuhl . Im letzteren darf der Besucher eine Sitzprobe nehmen, jedoch wird das Angebot selten angenommen.
In den Hexenverliesen befinden sich in Wände eingelassene Nischen, in denen vermeintliche Hexen im engsten Raum  ohne Verbindung mit dem Erdboden angekettet wurden. Welche Qualen mussten ausgestanden werden – unvorstellbar. Etwas beruhigend ist es, dass dieses weit, weit hinter uns liegt  - eben im Mittelalter.                                                                           

Aber sind Folter, Rassenwahn, Diskriminierung, Töten so weit weg von uns? Sind sie nicht grausame Wirklichkeit?!

Elli-Marie Simon